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BTL - Gideon 2

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Ich schritt die Straße entlang, meinen Mantel fest greifend, dass er mir nicht vom Körper wehte und meinen Rücken freigab. Es regnete. Pisswetter.
Zur Galerie war es nicht weit. In der päpstlichen Bulle war von einer mehrfachen Sichtung durch Menschen die Rede. Stets vor oder hinter der Galerie. Der Dämon soll keine Anstalten treffen, sich zu tarnen. Idiot. Wenn er sich nicht verkleidet, sieht doch jedes Schwein, dass er kein Mensch ist. Ich weiß es besser. Ich weiß, wie man in der Menge verschwindet.
Ob er sich hier wohlfühlt? Breitmachen will?
Kann er vergessen. Das ist mein Revier, und Gott hat beschlossen, den Limbus zu vernichten.
Also musste ich auch Ihn vernichten. Endlich mal ein vernünftiger Beschluss von dem ach so "Allmächtigen".
Gwyrrdion Averno war sein Name. Durchschnittsname. Wie "Max Mustermann" oder "John Doe". Könnte von 'nem halbbegabten Autoren sein.
Ich war angekommen. Der Regen peitschte mir nur so um die Ohren. Musste also schnell in die Galerie reinrennen. Verdammter Regen. Damals, im Himmel, gab es niemals Regen. Stets dasselbe Wetter. Einfache Wachjobs unter Gabriels Führung. Tja, das war einmal.
Ich schritt durch die Glastür. Typische Menschenmöbel. Avantgardistisch. "Bauhausstil" wie sie sagen. Ich finde es geschmacklos. Auf diese unmöglichen Stühle kann man sich kaum vernünftig hinsetzen, mit meiner Befiederung.
Ich schritt zur Rezeption. Frau mit Honigkuckengrinsen. Kotzt mich an.
"Was kann ich für sie tun, Sir?"
"Ich bin ein gefallener E...!" Ich stockte zum Glück rechtzeitig. Hab den Faden verloren im Gedanken an diesen Dreckskerl.
"Wie bitte?"
Ich räusperte, um vorzutäuschen, erkältet zu sein. Ich konnte in ihren Gedanken sehen, dass sie mir das nicht abkaufte.
"Ich bin ein Ermittler für das FBI. Wir verfolgen einen Terroristen, und suchen einen wichtigen Tatzeugen. Es geht um den Anschlag vor zwei Monaten."
Die Rezeptionistin schreckte zurück.
"Der U-Bahn-Anschlag? Schreckliche Sache. Wie kann ich ihnen helfen?"
"Ich suche einen Mann mit knallgrünen Haaren und blaugrauer Haut. Überdurchschnittlich groß, muskulös, jugendliche Ausstrahlung, unnormale Augenfarbe."
Sie nickte.
"Ja, den habe ich gesehen. Der bringt immer die Bilder dieser Malerin vorbei. "Clementine" nennt die sich. Aber ob das ihr Künstlername ist, weiß ich nicht."
Ich wollte mich grade bedanken, als ein Windstoß die Tür aufriss. Ich erschrak. Der Luftzug zerrte an meinem Mantel, wehte darunter hindurch, und riss mir ein paar alte Federn von den Flügeln.
Der Mantel viel.
"Was zum Teufel sind sie?", schrie die Frau, sprang auf.
"Nicht "zum Teufel". Es muss heißen, "bei Gott" !"
Sie konnte meine Flügel sehen.
"Sind sie ein Engel?"
"Nicht mehr."
Sie schritt um den Tisch herum. Tatschte an meinen Federn. Wie ich das hasse.
"Wenn ich das meinem Bruder erzähle."
"Werden sie nicht."
Sie blickte verwundert drein.
"Wieso? Was haben sie vor?"
"Sie wissen zu viel!"
Ich musste es tun. Ein Hieb mit der Klinge Michaels, und sie war restlos verschwunden. Ihr Körper vollkommen vernichtet, ihre Seele direkt in die Hölle entsandt. Den Limbus gab es ja nicht mehr. Für sie war keine Hoffnung auf Erlösung.
Ich warf mir den Mantel über, löschte die Federn mit der Klingenspitze, und verschwand nach draußen. Ich wusste jetzt, wo ich als nächstes Suchen müsste.
Auf die Gebete für ihre Seele verzichtete ich. Ist auch nicht mehr meine Pflicht. Jetzt gab es wichtigeres zu tun.
Wieder ein Kapitel für :iconmephistosnacht: s Projekt :iconbacktolimbo: . Ich hoffe, ich heiz das jetzt noch weiter an...
© 2011 - 2024 P0lybios
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IFreshG's avatar
Also das mit der Klinge kam echt überraschend.
An :iconjoachim-berger: und :iconmephistosnacht: soweit ich weiß ist der Limbus, der erste Ring der Hölle in dem "[...]sich die unschuldig schuldig Gewordenen, alle die sündenfrei sind, aber nicht dem christlichen Glauben angehören (bzw. nicht getauft sind), jedoch nur von ewiger Sehnsucht gepeinigt werden. Nicht nur ungetaufte Kinder sind in diesem Kreis anzutreffen, sondern auch Dichter und Denker der Antike oder des Heidentums. Neben den antiken Dichtern wie Homer, Philosophen wie Aristoteles, den trojanischen und römischen Helden, aber auch mittelalterlichen Gestalten wie Averroes, Avicenna und Sultan Saladin gehört auch Vergil zu denen, die unter falschen, lügnerischen Göttern lebten." Ich habe das aus einem Wikipedia Eintrag kopiert da ich es selber nicht hätte besser formulieren können :) Man sagt auch das man dort immer nur ein stöhnen hört und keine schreie.

(In Zeile 12 ist ein kleiner Tippfehler "Frau mit Honigkuckengrinsen.")